Diese Labels entwerfen Mode, die technisch, nachhaltig und unisex ist und sich nicht mehr nur an ein Geschlecht richtet
Boris Kralj hat die Looks für uns in Szene gesetzt.
Wir alle wissen, dass ein Kurswechsel im hyperventilierenden Modesystem längst überfällig gewesen wäre und Wegwerfmode ökologischer Irrsinn ist – Modelabels können nicht einfach da weitermachen, wo sie vor der Pandemie aufgehört haben.
Die Stylistin Saskia Jung hat für uns deshalb die spannendsten Talente der Designszene kuratiert und sich auf die Suche nach fair produzierten Kleidungsstücken mit materieller und emotionaler Haltbarkeit gemacht. „Es gehört zu meinem Job, ständig die Fühler auszustrecken und den Ehrgeiz zu besitzen, neue Brands zu entdecken, deren Entwürfe für ganz unterschiedliche Körpertypen und Geschlechtsidentitäten gefertigt werden. Mir geht es um die erzählerische Kraft von Mode, die sich nicht mehr nur damit begnügt, schön zu sein, sondern einen starken Bezug zu der Welt hat, in der wir leben. Das Letzte, was wir brauchen, ist ein weiteres Label, das unüberlegt Mode auf den Markt wirft.“

Recherchiert hat Saskia nach Labels mit Unisex-Ausrichtung, für die Diversität und Sustainability Grundbedingungen sind. Gerade mit letzterem Begriff wurde in den vergangenen Jahren gern so um sich geworfen, dass oft nur noch eine ramponierte Worthülse übriggeblieben ist – umso wichtiger also, dass es sich dabei nicht um einen Trendbegriff oder kontinuierliches Background-Rauschen handelt, sondern es um ein wirklich neues Verständnis von Mode und nachhaltigen Designansätzen geht.
„Als ich das durchsichtige Strickkleid von Joel Hunt entdeckt habe, wusste ich sofort, dass ich es für die Strecke haben will. Das Kleid wurde aus der UK zu uns geschickt und wäre fast nicht mehr rechtzeitig angekommen. Die Post schafft es, jeden Versand zum Nervenkitzel zu machen! Mir gefällt das aufwändige Handwerk und die Struktur, es war allerdings richtig kompliziert, Ayaka in das Kleid zu kriegen, weil wir uns die ganze Zeit in den Fäden verheddert haben – es sieht eben nicht nur wie ein Spinnennetz aus, sondern fühlt sich auch so an“, erzählt Saskia.


Weitere Brands, die Saskia gestylt hat, sind Kasia Kucharska, SONJI, After Work Studio aus der Schweiz, die sich auf die Kombination von Outdoor-Bekleidung und Knitwear spezialisieren und das Berliner Streetwear-Labels SF 1OG von Rosa Dahl. Alle arbeiten fast ausschließlich mit nachhaltigen Materialien. „Als ich den Look von Rosa angefragt habe, hatte sie ihn noch nicht einmal in ihrer Show gezeigt, weshalb ich mich besonders gefreut habe, dass sie ihn uns zur Verfügung gestellt hat. Mir ist es wichtig, bei meiner Arbeit nicht nur Samples zu verwenden, die schon überall herumgereicht wurden, sondern wirklich neue Kleider ausfindig zu machen.“
Mehr denn je sollte man als Designer:in den Anspruch haben, nicht mehr nur Mikrotrends zu bedienen, sondern Produkte herstellen, die sowohl modisch wie auch langlebig sind. Oft auch fernab des saisonalen Hamsterrads. Anstelle einer Bipolarität, wie sie noch vor ein paar Jahren in Stoff und Schnitt vorhanden war, treten heute Genderneutralität und das Fluide. Wie schön zu wissen, dass in der Mode keine verbindlichen Regeln mehr herrschen, alles ist mehrdeutig und vielstimmig – ganz so wie die Gegenwart.














Credits
Fotograf: Boris Kralj @KleinPhotographen
Stylistin: Saskia Jung @NinaKlein
Hair: Diego Fraile
Make-up: Haneen Ajub using Pat McGrath Labs & Byredo
Foto-Assistenz: Robert Samplawksi
Styling Assistenz & Videos: Cansu Kuscu
Produktion: Patrizia Santos
Talents: Najiyah, Valentin, Luca und Ayaka