Diese Fotografin erforscht die kulturelle Bedeutung von Haaren
"Für mich als Frau symbolisieren Haare Macht. Es macht Spaß, diese Idee auszureizen."
Als Kind macht man allerlei Dummheiten. Stiehlt ein paar Süßigkeiten im Kiosk um die Ecke oder die leckeren Äpfel des Nachbarn – im Falle von Sabrina Santiago war es die Einwegkamera ihres Vaters, die sie auf Familienurlauben zu ihrem Eigentum erklärte. "Ich habe es geliebt, die Fotos zum Entwickeln zu bringen, sie danach abzuholen und die physische Kopie des Bildes zu betrachten", erzählt die Fotografin weiter. "Es ist schön, dass ich auf dem Screen nicht sehen kann, was genau ich gerade mache. So habe ich mehr Raum für Experimente und Fehler", sagt sie. "Nachdem ich den Film zum Entwickeln gebracht habe, fühle ich mich zwar immer zwischen Angstzuständen und Vorfreude, trotzdem könnte ich ohne dieses Gefühl nicht leben."
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Die 22-jährige NYU-Absolventin ist fasziniert von den alltäglichen Momenten des Lebens und davon, wie Fotografie die echte Welt mit der Fantasie verknüpft. Das beweist sie auch in ihrer neuesten Serie On Hair, das eine einfühlsame Reflexion von Individualität und kultureller Identität in sich vereint. "Für mich waren Haare schon immer auch ein Symbol von Kraft und Einmaligkeit. Ich hoffe, dass meine Bilder diese Schönheit transportieren können."

In einem Zeitraum von drei Wochen hat Santiago die Straßen von New York City erkundet und eine Fotoserie geschaffen, die nicht nur Haare, sondern auch ihre Träger in den Mittelpunkt rückt. Wir haben uns mit der Fotografin in Brooklyn getroffen, um mehr über ihre Faszination für Frisuren zu erfahren.

Zu allererst die Basics: Wie bist du auf die Idee gekommen, Haaren eine eigene Fotoserie zu widmen?
Ich habe schon davor an einer ähnlichen Strecke gearbeitet, für die ich mehr als 40 verschiedene Friseursalons in der Nachbarschaft besucht habe, um mit Menschen über die Verbindung zu ihren Haaren zu sprechen. Jemand meinte mal zu mir, dass er jedes Mal an mich denken muss, wenn er jemanden sieht, der Denim trägt und große Locken hat. Haare haben Wiedererkennungswert. Außerdem war es schon immer ein Thema, das mich beschäftigt hat.

Wie hast du deine Models entdeckt?
Ich habe das komplette Casting und Styling selbst übernommen. Manche habe ich auf der Straße entdeckt, einige über Instagram kontaktiert und andere hatte ich schonmal fotografiert. Camille habe ich zum Beispiel auf der Straße gesehen und bin direkt zu ihr gerannt. Ihr Haar war in einem langen Zopf geflochten, der bis zu ihrem Hintern reichte – ich musste sie einfach anhalten! Ich finde es schön, eine Bandbreite von Menschen zu porträtieren, die eine besondere Verbindung zu ihren Haaren haben. Ihre Zitate verleihen dem Ganzen das gewisse Etwas.

Welche persönliche Beziehung hast du zum Thema Haare?
Die Dicke meines Haares erinnert mich an meine pakistanische Seite, die Locken dafür eher an meine puerto ricanische. Haare symbolisieren Macht, Identität und Stärke. Sie können ein Merkmal sein, das dich einmalig macht, gleichzeitig beeinflusst es auch die Art, wie Menschen dich wahrnehmen.

Warum glaubst du, dass Haare zu so einem relevanten Gesprächsthema geworden sind?
Einer meiner Models hat mir gesagt, dass Haare mit der Kultur verbunden seien. Aber nicht nur damit, sondern auch mit der Religion. Sogar in der Bibel gibt es Passagen, in denen Menschen über ihre Verbindung zum Haar sprechen. Sie sind ein Teil unserer physischen Erscheinung, aber manchmal denken wir, sie seien nicht wichtig weil es sich oberflächlich anfühlt. Egal, ob deine Locken dich an deine Großmutter erinnern oder deine Haarfarbe der deiner Mutter gleicht – Haare sind ein Teil von dem, wer wir sind.




Dieser Artikel stammt von unseren Kollegen aus der US-Redaktion.