Chris Scheurich fotografiert eine neue Generation New Yorker Coolness
"Vorbei sind die Zeiten, in denen Gesichtstattoos, Grillz und bunte Haare Teil der Gegenkultur sind."
Fotos: Chris Scheurich
Die ästhetischen Auswirkungen von Larry Clarks Kids sind schwer zu leugnen. Vielleicht sind es die direkten Referenzen an die Streetwear-Subkultur. Oder die grobkörnige Lo-Fi-Cinematografie, die seit zweieinhalb Jahrzehnten die Modeszene prägt. Eines ist klar: Kids liefert die höchste Form von authentischem Stilgefühl. Und das findet man vor allem in einer ganz bestimmten amerikanischen Stadt ... New York.
Es ist genau dieser Respekt für den grenzenlosen Stil von Jugendlichen und ihr zügelloses Selbstvertrauen, den der Fotograf Chris Scheurich aus New Orleans in seiner neuesten Fotoserie einfängt. KIDS, benannt nach dem Meisterwerk Clarks von 1995, zeigt eine neue Generation jugendlicher Street-Fashion-Ikonen auf den Betonpisten und Spielplätzen New Yorks.
i-D hat Chris zum Interview getroffen, um jene Faszination auch in Worten festzuhalten.

Hi Christopher, erzähl uns etwas über dich.
Ich bin in New Orleans geboren und aufgewachsen. Mein Vater war Dokumentarfotograf. Als Kind habe ich ihn manchmal begleitet, wenn er auf den Straßen fotografierte. Ich war noch sehr jung, als ich mich entschieden habe, in seine Fußstapfen zu treten. Ich habe zunächst mit der Dokumentarfotografie, wechselte aber später in die Mode. Es ermöglicht mir, viele neue Menschen zu treffen und immer in Gesellschaft zu sein. Das ist am Ende der Grund, warum ich das alles mache.
Erinnerst du dich noch an den Moment, in dem dich die Arbeit eines Fotografen wirklich berührt hat?
Mein Vater war Fotograf, meine Mutter Malerin. Ich wuchs also zwischen Kunst- und Fotobüchern auf. Besonders fasziniert war ich schon immer von Helmut Newtons Werk. Ich saß einfach da und blätterte durch die skurrilen Welten, die er mit seiner Kamera schuf.

Lass uns über deine neue Fotoserie KIDS sprechen. Was hat dich dazu gebracht, dieses Projekt zu starten?
Ich dokumentiere die Jugendkultur in New Orleans schon seit einigen Jahren. Im Gespräch mit einem guten Freund, der in New York als Casting Director arbeitet, fingen wir an, über den Stil der New Yorker Jugend zu diskutieren. Er schwelgte nur so in Erinnerungen an all die Kids, die er bereits gecastet hatte. Wir vereinbarten ein Treffen im Chrystie Park mit ihnen und ein paar Dutzend kamen tatsächlich.
Was hast du währenddessen gelernt?
Dass New Yorker Kids sehr mit ihrem Stil verbunden sind. Viele von ihnen haben ihr Aussehen dauerhaft verändert, um ihre Persönlichkeit stärker auszudrücken. Vorbei sind die Zeiten, in denen Gesichtstattoos, Grillz und bunte Haare Teil der Gegenkultur sind. Heute gehören sie zum Selbstausdruck und Stil der Jugend.


In deinem Projekt zeigst du amerikanische Männer mit verschiedenen Backgrounds. War das eine bewusste Darstellung?
Die Aufnahmen repräsentieren die Stadt. In New York findet man innerhalb der USA schon immer die größte Vielfalt.
Wie hast du die Jungs für KIDS ausgewählt?
Ich wollte junge Menschen vorstellen, die einen natürlichen und echten Sinn für Stil haben.


Wie produziert man in einer von Bildern übersättigten Branche neue und spannende Bilder?
Die Menschen werden heute täglich visuell bombardiert. Das macht es schwieriger, die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Ich gehe nach meinem Gefühl und mache Bilder, die mich begeistern. Es geht darum, das richtige Thema zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu finden. Ich kann nur hoffen, dass meine Fotos die Betrachter erreichen. Mir geht es in erster Linie um die Idee, alles andere ist zweitrangig.
Bist du Team Analog oder Digital?
Analog! Und digital, wenn es sein muss. Ich hatte das Glück, schon früh in Analogfotografie investiert zu haben – das hat mir eine Menge Geld gespart.


Ist Fotografie deiner Meinung nach eine elitäre Branche?
Es ist so einfach, eine Kamera zu kaufen und damit loszuziehen. Ich bin überzeugt davon, dass ein guter Fotograf mit jeder Kamera großartige Bilder schießen kann. Selbst mit dem Smartphone kann man mittlerweile gute Bilder machen.
Was macht ein Bild direkt und intensiv?
Die Verbindung zwischen Motiv und Fotografierenden.
Gibt es in deiner Serie auch ein paar unerwartete Geschichten?
Ich bin mit vielen Jungs aus der Serie in Kontakt geblieben und habe viele unvergessliche Geschichten gehört. Besonders fasziniert hat mich die Freundschaft von zwei jungen Männern. Ihre Verbindung ist mir schon bei unserem ersten Treffen aufgefallen. Später habe ich eine komplette Mode-Strecke mit ihnen geschossen. Die Strecke erzählt für mich die innige Geschichte von Brüderlichkeit und Freundschaft.









Dieser Artikel stammt ursprünglich von unseren Kolleg_innen aus der italienischen Redaktion.
- Tagged:
- kids
- New York
- street style